5 Tipps, wenn die Ukraine, Irak, Syrien ins Altenheim und in die Wohnzimmer übergreifen …

Viele alte Menschen sind beunruhigt, wenn sie im Fernseher Bilder von den Kriegsschauplätzen in der Ukraine und dem Nahen Osten sehen. Manchmal reicht es, wenn in WDR 4 oder anderen Radionachrichten Sätze von den kriegerischen Auseinandersetzungen berichten. Die Reaktionen sind Erstarren oder Unruhe, manchmal Schrecken, häufig Angst, dass es Krieg gibt, dass „die Russen kommen“ usw.

Schon für jüngere sind viele solcher Informationen oder Bilder schwer erträglich. Doch für Menschen der Kriegsgeneration ist die Wirkung ungleich höher. Zwei von drei Menschen, die über 70 Jahre alt sind, haben im Krieg oder in der unmittelbaren Nachkriegszeit traumatische Erfahrungen gemacht: Todesangst, Luftschutzbunker, Verschüttungen, Vergewaltigungen, Flucht usw. Das ist in ihnen „gespeichert“ und wird wieder lebendig, wenn es Auslöser („Trigger“) gibt. Solche Auslöser können die erwähnten Radio- und Fernsehnachrichten sein. Dann „erinnern“ sich die traumatisierten Menschen nicht an den früher erlebten Schrecken, sondern die damit verbundenen Gefühle und körperlichen Reaktionen werden wieder lebendig.

Wie können Fachkräfte und Angehörige dann helfen?

  1. Sie müssen darum wissen. Jeder Krieg, jeder Schrecken, jeder Kriegsbericht, jedes Bild kann den alten Schrecken wieder lebendig machen.
  2. Wenn es aktuelle Kriege gibt: Machen Sie den Fernseher aus, schalten Sie die Radio-Nachrichten aus.
  3. Wenn das nicht geht, wenn alte Menschen retraumatisiert reagieren, dann versuchen Sie nicht sofort, sie zu beruhigen oder das Erfahrene zu bagatellisieren („Ist doch nicht so schlimm.“ „Ist doch weit weg.“) Das hilft nicht, ist nicht glaubwürdig, weil der Schrecken in den Menschen sitzt und nicht im Fernseher.
  4. Nehmen Sie den Schrecken ernst: „Ich sehe, Sie haben Angst.“ Und vermitteln Sie, dass Sie da sind, dass die Menschen nicht allein sind: „Ich bin bei Ihnen, ich passe auf Sie auf!“
  5. Trösten Sie mit allem, was möglich ist: eine Hand halten, eine passende, beliebte Musik, eine Tasse Tee, ein Stück Schokolade … Trösten hilft, mit allen Sinnen. Die kriegs-getriggerten Sinne brauchen alternative Sinneserfahrungen.

About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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