Alzheimerforschung am Wendepunkt

Seit 30 Jahren konzentriert sich die Suche nach Medikamenten gegen die Alzheimererkrankung in der Forschung darauf, die Ablagerungen von Amyloid beta zu reduzieren. Viele Jahrzehnte lang galt die Lehrmeinung, dass diese Ablagerungen die Ursache für die Alzheimererkrankung sind und deren Verringerung das entscheidende Mittel gegen diese Erkrankung sein würde.

Nun gibt es zwei Meldungen, die diesem Forschungsansatz wohl endgültig seine Grenzen aufzeigen, nachdem sich schon lange gezeigt hatte, dass diese Forschungsbemühungen vergeblich sind. Am 11. November veröffentlichte der amerikanische Pharmakonzern Lilly, dass sich der Antikörper Solanezumab in der entscheidenden Studie an Patient/innen als wirkungslos gegen die Erkrankung erwiesen hat. Nachdem sich schon vorher gezeigt hatte, dass bestimmte Medikamente zwar diese Verplaquungen des Amyloid beta verringern, aber sich dadurch nichts an der Alzheimererkrankung ändert, bewies dies nun auch diese große Studie. Es zeigte sich, dass sich im Vergleich zu der Placebo-Gruppe die Alzheimererkrankung nicht gebremst werden konnte.

Daneben gibt es eine Meldung von Anfang Dezember 2016, dass eine weitere große statistische Untersuchung in den USA gezeigt hat, dass die Demenzerkrankungen dort deutlich zurückgingen. Betrug der Prozentsatz der über 65-Jährigen, die an demenziellen Erkrankungen litten, vor fünf Jahrennoch 11,6%, so beträgt er nun 8,8%. Ein Rückgang um fast 25%. Dieser Rückgang ist nicht erklärlich. Es wird zwar darauf hingewiesen, dass sich in dem Zeitraum auch der Anteil der Menschen mit höherer Bildung in den erfassten Alterskohorten vergrößerte, und es wird vermerkt, dass die Erkrankungen an Bluthochdruck und am Herzen sich verringerten durch mehr Vorsorge und bessere medizinische Intervention. Auf der anderen Seite erhöhten sich Erkrankungen wie Diabetes, die auch mit Alzheimererkrankungen häufig einhergehen. In der Schweiz zeigten kleinere Untersuchungen ähnliche Ergebnisse.

Diese Ergebnisse zeigen: Die medizinisch-biologische Forschung zur Alzheimer-Erkrankung ist in den letzten Jahren trotz enormen Aufwandes nicht weiter gekommen. Leider. Um so wichtiger ist es, dass wir uns mit den psychosozialen Aspekten dieser Erkrankung beschäftigen. Denn dort gibt es Wege und Möglichkeiten, mit denen nicht die Erkrankung vermieden oder besiegt, aber den Menschen mit dieser Erkrankung geholfen werden kann.

About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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