Der Demenz vorbeugen? (Teil 1)

Oft werden wir auf Veranstaltungen gefragt, wie Menschen der Demenz, vor allem der Alzheimerdemenz, vorbeugen können. Auf diese Frage haben viele wissenschaftliche Untersuchungen Antworten gesucht und alle paar Monate wurden und werden angebliche Ergebnisse in den Medien breit getreten. Mal war es der Bleigehalt im Trinkwasser, dann wieder bestimmte Ernährungsgewohnheiten. Umwelteinflüsse, Erblichkeit, Ansteckung und andere Faktoren wurden genannt … All diese Untersuchungsergebnisse hatten nur einen Makel: Sie bestätigten sich nicht. Wurden die Studien wiederholt, kam es zu anderen Ergebnissen, vor allem, wenn Studien, die mit einem kleinen Personenkreis durchgeführt wurden, anschließend mit einem weitaus größeren Personenkreis validiert werden sollten. Der Forschungsstand ist eindeutig: Es gibt keine bestätigten Forschungsergebnisse, die darauf hinweisen, wodurch Alzheimer-Demenz verursacht wird. Und weil keine Ursachen bekannt sind, gibt es keine Antworten auf die Frage, beziehungsweise was getan werden könne, um sie zu vermeiden.

Es gibt eine einzige Ausnahme: In den skandinavischen Ländern wurden viele tausend Menschen in einem Langzeitprojekt beobachtet, um Elemente ihrer Lebensweise herauszufinden, die möglicherweise Demenz verhinderten. Es gab ein Ergebnis: Der Gesellschaftstanz! Wer über einen längeren Zeitraum sich am Gesellschaftstanz erfreute und ihn aktiv betrieb, hatte eine deutlich geringere Chance, an Demenz zu erkranken, als der Durchschnitt anderer Menschen. Warum das so ist, kann ich nur vermuten. Wer Walzer, Tango oder anderes tanzt, bewegt sich regelmäßig. Dies scheint ein wichtiger Faktor zu sein. Zweitens kommt hinzu, dass die Menschen sich im Gesellschaftstanz nicht alleine bewegen, sondern dies mit anderen gemeinsam tun. Sie sind in Kontakt, sie begegnen sich, sie tauschen sich aus, nicht nur geistig, sondern auch körperlich. Und drittens mag hinzukommen, dass es im Gesellschaftstanz immer wieder um Richtungen und Gerichtetsein geht: vor und zurück, rechts und links … Die dementielle Erkrankung produziert Desorientierung, also ein Ungerichetetsein, und deswegen mag dieses bewegte Gerichtetsein im Gesellschaftstanz vorbeugend wirken.

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About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

Ein Kommentar zu “Der Demenz vorbeugen? (Teil 1)

  1. In meiner Arbeit als Gerontotherapeutin habe ich bei unseren Hausveranstaltungen mit Tanz gut beobachten können, das auch gerade Menschen mit Demenz, Verknüpfungen von Bewegung und Takt, mit Musik im Tanz (ob stehend oder sitzend) gut umsetzen können.
    Ich kann mir gut vorstellen das Tanz vorbeugend wirkt.

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