Eine Demenzdiagnose und eine fortschreitende Demenz haben Auswirkungen auf die ganze Familie. In unterschiedlichem Maße. Die häufigsten Auswirkungen, die ich beobachtete, sind folgende:
Arbeitsbelastung
Die Belastung der Familie in den Alltagsarbeiten steigt. Jede Familie muss Alltagsarbeiten verrichten: Kochen, Einkaufen, Putzen usw. Dafür bleibt weniger Zeit, weil die demenziell erkrankte Person manches nicht mehr kann und die pflegende Person weniger Zeit hat.
Emotionale Belastung
Emotionale Belastungen steigen durch die vielfältigen Gefühle, die mit der Demenzerkrankung einhergehen.
Zusammenrücken oder auseinander gehen
In vielen Familien wächst der Zusammenhalt. Wenn die Mutter nicht mehr kann, springen die Kinder bei der Pflege ein. Finanziell übernehmen alle Verantwortung, sie kümmern sich und reden mehr miteinander als zuvor. Andere Familien fallen auseinander. Der Kontakt wird weniger. Häufig entwickeln sich Neid und Eifersucht zwischen Geschwistern. Eine Tochter pflegt den demenziell erkrankten Vater. Das ist für diesen wie selbstverständlich. Er lobt immer den Sohn, der sich nicht um den Vater kümmert. Der Vater entschuldigt dies mit dessen Beruf. Der Sohn wird idealisiert, vielleicht aus Sehnsucht. Die Tochter verletzt das …
Konkurrenz um Liebe und Zuwendung
Die Enkel, die immer so schön mit dem Opa gespielt haben, bekommen nun nicht mehr seine Aufmerksamkeit, zumindest viel weniger. Geschenke gibt es, aber die Kraft reicht nicht zum Spielen. Auch die Tochter beklagt sich irgendwann bei der Mutter, dass diese sie gar nicht mehr fragt, wie es ihr gehe …
Kommunikation
Die Familienmitglieder reden kaum noch über berufliche Veränderungen, die Schulergebnisse der Kinder und ihr Interesse an den anderen, sondern über die Erkrankung und die Pflege des Erkrankten. Manche Familien verstummen.
Selbstbild
Die Familie sieht sich nicht mehr als glückliche, sondern als eine durch Krankheit und Pflege belastete Familie.
Bremse
Partner*innen nehmen sich in Sehnsucht und Liebe manchmal zurück, um nicht zu viel zuzumuten und die Erkrankten nicht zu überfordern.
Schuldgefühle der Enkel
Kinder und Enkel von erkrankten Eltern bzw. Großeltern fühlen sich manchmal „heimlich“ schuldig, weil sie ihren Eltern bzw. Großeltern nicht helfen können, und können sich unter Druck setzen, denen „Gutes“ zu tun – auf Kosten mancher Gefühlsäußerungen und um den Preis manchmal zu frühen Erwachsen-Werdens.