Keine Prostitution

 

 

Worum es vielen Diskussionen in der Altenhilfe geht, ist vom Kern her die Förderung von Prostitution. Es ist richtig, die Dinge beim Namen zu nennen. Offiziell wird von „sexuellen Dienstleistungen“ gesprochen, Prostituierte nennen sich „Sex- und Life-Coach“, „Sexualassistenten“ oder „Sexualbegleiter“. Das sind Verbrämungen für gekauften Sex, den Einrichtungen der Altenhilfe vermitteln und möglichst sogar bezahlen sollen.

Unsere Haltung ist: Prostitution ist entwürdigend. Ganz egal, ob Menschen wie die meisten zur Prostitution gezwungen wurden, ob sie wie fast alle als Kind oder Jugendliche selbst Opfer sexueller Gewalt waren, ob die Prostitution aus Not und Armut ein Überlebensweg wurde oder, wie manche Prostituierte in Interviews behaupten, ihre Tätigkeit „freiwillig“ ausführen. Prostitution ist ein Tauschverhältnis Geld gegen Sex, Prostitution ist männliche Machtausübung.

Diese Position ist meine grundsätzliche Haltung. Auch wenn wir wissen, dass sich viele Menschen unterwerfen, dass es gekauften Sex auch in Ehen gibt, dass Prostitution nie verschwinden wird, solange es Macht, Gewalt und Armut gibt. Das zu wissen, bedeutet aber nicht, dass wir die prinzipielle und konkrete Ablehnung von Prostitution aufgeben. Sie darf nicht durch die Hintertür gefördert werden, verbrämt als „Sexualassistenz“ für alte Menschen.

Die sexuellen Bedürfnisse alter Menschen anzuerkennen, bedeutet aber nicht, dass die Pflegeeinrichtung für die Befriedigung sexueller Bedürfnisse „zuständig“ ist und Pornos und Prostituierte zur Verfügung stellen muss. Es gibt Millionen andere Menschen, deren sexuelle Bedürfnisse nicht befriedigt sind und die darunter leiden: Menschen in der Ehe, Jugendliche, chronisch kranke Menschen, Menschen mit Behinderungen und viele andere mehr. Würden der Staat oder die Sozialversicherungssysteme sich zur Aufgabe machen, diese Menschen bei der Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse zu unterstützen, wäre das absurd. Sexualität ist im Kern intim und Verantwortung jedes einzelnen Menschen. Und das ist gut so. Forderungen, dass sexuelle Dienstleitungen für alte Menschen auf Krankenschein oder von der Pflegekasse bezahlt und von Pflegeeinrichtungen organisiert werden sollen, lehne ich ab.

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About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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