- Würde und Demenz, Teil 1: Gewürdigt zu werden, ist ein Menschenrecht.
- Würde und Demenz, Teil 2: Es geht um lebendige Beziehung
- Würde und Demenz, Teil 3: Das Herz ist nicht dement
- Würde und Demenz, Teil 4: Sich als Begleiter/in würdigen
Dass alten Menschen der Würdigung bedürfen und dass die Würde in der Altenhilfe ein hohes Gut ist, wird allerorten verkündet. Doch was heißt das konkret? Was beinhaltet es, Menschen mit demenziellen Erkrankungen zu würdigen? Vier kleine Anmerkungen seien erlaubt:
3. Wer an einer demenziellen Erkrankung leidet, verliert nach und nach das Orientierungsvermögen und das Gedächtnis. Doch wir Menschen haben zwei Systeme des Erinnerns. Es gibt das kognitive oder explizite Gedächtnis, in dem wir Daten, Namen, Reihenfolgen und Ähnliches erinnern. Und es gibt das leibliche oder implizite Gedächtnis der Gefühle, der Sinne, der Begegnungen, der Bilder – das Gedächtnis des Herzens. Wir können zum Beispiel das Datum des Hochzeitstages vergessen und gleichzeitig in den sinnlich-emotionale Erinnerungen an die Hochzeit schwelgen. Bei demenziellen Erkrankungen verliert sich das kognitive Gedächtnis, doch das implizite Gedächtnis bleibt lange bestehen. Das Herz wird nicht dement.
Dies zu würdigen und damit den erkrankten Menschen Würde zu erweisen, erfordert, diese Menschen möglichst nicht über das kognitive Gedächtnis anzusprechen („Was hast du gestern gemacht?“), sondern Begegnungen und Erfahrungen der Sinne zu fördern und sie damit über das Gedächtnis des Herzens anzusprechen. Wenn wir einer erkrankten Person zum Beispiel anbieten, aus einem Strauß unterschiedlicher Blumen sich eine auszuwählen, die sie mag, dann kann sie das tun, ohne den Namen der Blume zu kennen. Sie kann sie betrachten, an ihr riechen, sie betasten – und dies kann das Gedächtnis der Sinne anregen und sie erzählt vielleicht von dem Garten, den sie früher pflegte …
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