- Demenz Code Teil 1: Erst die Sinne, dann die Resonanz, dann die Worte
- Demenz-Code Teil 2: Die zwei Zeiterleben
- Demenz-Code Teil 3: Die Gefühle hinter den Worten
- Demenz-Code Teil 4: Das Hier und Jetzt hinter den Erinnerungen
- Demenz-Code Teil 5: Die Coping-Vorbilder
- Demenz-Code Teil 6: Die neun Arten, Nein zu sagen
- Demenz-Code, Teil 7: Die Überforderungssignale
- Demenz-Code Teil 8: Die Sinnesbrücken
Wegen vieler Nachfragen veröffentlichen wir hier einzelne Elemente des „Demenz-Codes“ von Udo Baer, einem Schlüssel zum Verständnis von Menschen mit Demenz.
Herr G. beginnt plötzlich zu schimpfen. Alle anderen Bewohner/innen im Essraum der Alteneinrichtung schauen auf. Da fegt er mit seinem Arm den Teller, das Wasserglas und alles andere, das vor ihm auf dem Tisch steht, beiseite. Es fällt auf den Boden. Alle sind erschrocken und denken, dass Herr G. aggressiv ist.
Doch das aggressive Verhalten ist nur ein Ausdruck. Um zu verstehen, worin der Kern des Verhaltens besteht, lohnt sich in solchen Situationen immer der Versuch, zu betrachten, was dem Ereignis vorangegangen ist. Dabei wird deutlich, dass Herr G. überfordert war. Er wollte wie immer sein Abendessen bereiten und sein Brot mit der geliebten Leberwurst schmieren. Doch heute gelang es nicht. Er probierte, er kämpfte mit dem Messer und der Wurst, doch heute zitterte seine Hand zu stark, so dass er immer hilfloser wurde und schließlich zu schimpfen begann. Er war nicht in der Lage, nach Hilfe zu fragen, und niemand bemerkte seine Not. So blieb er überfordert und das Schimpfen und die aggressive Handlung waren ein Zeichen seiner Überforderung.
Oft sind aggressive Äußerungen und Verhaltensweisen Zeichen der Überforderung. Andere Überforderungssignale können darin bestehen, dass alte Menschen unruhig hin und her laufen oder weglaufen, dass sie einnässen oder laut rufen. Das zunehmende Alter und die oft damit einhergehenden Erkrankungen überfordern viele alte Menschen, bei demenziellen Erkrankungen ist sie häufige Begleiterscheinung. Viele Menschen aus dieser Generationen haben nicht gelernt, um Hilfe zu fragen. Die Männer durften nicht, die Frauen wurden nicht erhört. Deswegen fällt es ihnen meist so schwer, ihre Hilfsbedürftigkeit im Alter anzuerkennen, und deshalb mündet diese oft in Überforderungssignale. Als Teil des Demenz-Codes erleichtern ihr Erkennen das Verständnis der an Demenz erkrankten Menschen.
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