FRAGEN VON ANGEHÖRIGEN Teil 2: „Manchmal vermute ich, dass meine Mutter Schlimmes durchgemacht hat. Aber bisher hat sie noch nie darüber geredet. Ist es sinnvoll aktiv nachzufragen?“

*zuerst erschienen in einem Sondernewsletter des Verbundprojektes „Alter und Trauma – Unerhörtem Raum geben“

Vielleicht hat Ihre Mutter Angst, dass es für sie zu viel wird, wenn sie redet. Vielleicht hat sie ihre schlimmen Erfahrungen weggeschlossen und findet den Schlüssel nicht mehr. Vielleicht findet sie keine Worte.

Welchen Sinn das Schweigen Ihrer Mutter auch haben mag, respektieren Sie es. Und, wir betonen das große UND, sagen Sie ihr: „Wenn du nicht erzählen magst, akzeptiere ich das. UND ich will dir sagen, dass ich Interesse an dir haben, an deinem Leben, an deinen Geschichten, auch den schlimmen. Wann immer du erzählen möchtest, bin ich da, um zuzuhören.“ Vielleicht kann auch eine andere Vertrauensperson aus dem Umfeld diese Rolle übernehmen. Wenn kein Gespräch möglich scheint, kann es aber sinnvoll sein, sich selbst innerlich auf eine mögliche „späte“ Aussage am Sterbebett einzustellen.

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About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

2 Kommentare zu “FRAGEN VON ANGEHÖRIGEN Teil 2: „Manchmal vermute ich, dass meine Mutter Schlimmes durchgemacht hat. Aber bisher hat sie noch nie darüber geredet. Ist es sinnvoll aktiv nachzufragen?“

  1. VHallo Herr Baer,
    ich habe ein Problem mit meiner Mutter. Sie wird langsam dement, lebt noch zuhause und wird ambulant betreut. Ich komme sie regelmäßig besuchen. Ich hatte schon immer ein schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter. Doch jetzt habe ich fast jedesmal Problem länger bei ihr zu bleiben. Sie beschuldigt dann meinen Vater (meine Eltern sind geschieden), dass er käme sie zu erschrecken oder verlässt Gegenstände verschwinden. Ich weiss mit dem Kopf es ist ihr Demenz, aber ich komme einfach nicht damit klar und das belastet mich und ich habe Schuldgefühle, weil ich es einfach nicht aushalten kann.
    Was kann ich für Strategie entwickeln, damit umzugehen?
    Mit freundlichen Grüssen
    Ulrike Cruz-Garcia

    • Liebe Frau Cruz-Garcia,
      leider ist durch irgendwelche Pannen Ihre Frage erst jetzt bei mir angekommen. Entschuldigen Sie.
      Meine Antwort: Es gibt keine leichte Lösung. Das ist schwer, sehr schwer. Was manchmal helfen kann, ist Gegenstände, Bilder o.ä. der Erinnerung bei ihr zu lassen, als Symbol, dass sie wiederkommen. Ihre Schuldgefühle wird das nicht nehmen. Sie brauchen Menschen, die Ihnen immer wieder sagen: Du hast keine Schuld.
      Herzlich
      Udo Baer

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