FRAGEN VON ANGEHÖRIGEN Teil 6 : „Für meine Eltern gilt der Leitsatz: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Doch obwohl sie es sich leisten könnten, gönnen sich auch im Alter nichts. Das Vergnügen kommt in ihrem Leben zu kurz, finde ich. Wenn ich das anspreche und sie mal einladen will, höre ich nur: „Das verstehst du nicht.“ Was kann ich tun?“

*zuerst erschienen in einem Sondernewsletter des Verbundprojektes „Alter und Trauma – Unerhörtem Raum geben“

Wir vermuten, dass Sie da wenig tun können. Solche Verhaltensweisen, ja Lebenseinstellungen haben sich bei manchen alten Menschen in den Charakter so sehr eingeschrieben, dass im Alter nur noch selten Veränderungen möglich sind. Wenn die Eltern ihre Jugend in Krieg und Not erlebt haben, gab es sehr wahrscheinlich kein Vergnügen und daraus haben sie ihre Lebenseinstellung gemacht. Verständlich und schade.

Sie können dennoch Ihren Eltern immer wieder „kleine Vergnügen“ anbieten. Vielleicht mal ein Eis oder ein Lieblingsessen, das Sie ihnen mitbringen und sagen: „Ich wünsche mir, dass wir das gemeinsam genießen!“ Und Sie können noch etwas Wichtiges tun: Sich nicht anstecken lassen von der selbst gewählten Genügsamkeit und den Einschränkungen, die sie bei ihren Eltern beobachten. Stellen Sie Ihre eigene Lebensmaxime auf, z. B.: Zum Leben gehören Arbeit und Vergnügen!

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About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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