Spürende Begegnungen in der Altenhilfe Teil 1: Was sind Primäre Leibbewegungen?

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„Was hat die Frau Meierle heute nur?“, dachte Elisabeth L., Altenpflegerin, „Sie starrt mich heute so seltsam an.“ Der Blick von Frau Meierle war ihr unbehaglich und machte ihr Angst, obwohl sie die 84-jährige Dame eigentlich gut leiden konnte. Aber heute war in diesem Blick etwas Besonderes, das sie dazu brachte, dem Blick auszuweichen und den Kontakt zu meiden. Weiter lesen

Spürende Begegnungen in der Altenhilfe Teil 2: Das Schauen

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Schon bei der Geburt ist die Augenmuskulatur nahezu vollständig entwickelt. Neugeborene nehmen die Augen der Mutter wahr, ihr Blick wird oft als „offen und unverstellt“ beschrieben. Schon im Alter von acht Wochen beginnen Säuglinge, direkten Blickkontakt zur Mutter aufzunehmen, und suchen deren Blick. Im Alter von drei bis sechs Monaten ist die Interaktion zwischen Mutter und Kind vor allem eine visuelle, eine durch die Primäre Leibbewegung Schauen geprägte, ein Tanz der Blicke. Weiter lesen

Spürende Begegnungen in der Altenhilfe Teil 3: Das Tönen

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Säuglinge können sich von Geburt an lautstark bemerkbar machen. Ihr stimmliches Ausdrucksvermögen ist trotz fehlender verbaler Sprache äußerst differenziert und vielfältig. Es reicht vom fast unhörbaren Wimmern bis zum herzhaften Schreien.

In ihrem Tönen geben Menschen ihr Innerstes nach außen, sie werden hörbar und suchen danach, gehört zu werden, manchmal er-hört. Zum Tönen gehört auch das Hören: das Bedrohliche einer Atmosphäre, die Stimmung in einer Stimme, der Rhythmus und die Erregung eines Atems oder der Klang eines Schweigens. Weiter lesen

Spürende Begegnungen in der Altenhilfe Teil 4: Das Greifen

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Greifen ist auch Be-Greifen. Kinder begreifen die Welt. Kinder greifen nach der Mutter oder dem Vater, sie greifen nach Spielzeug, nach der Flasche, nach der Brust, nach allem, was sie interessiert. Auch Erwachsene greifen, immer wieder. Ist das, was Menschen greifen wollen, nicht vorhanden oder entzieht sich ihnen, greifen sie ins Leere, machen sie Erfahrungen mit dem Nichts. Geschieht dies häufig, hören Menschen auf zu greifen. Sie halten ihre Greifimpulse zurück, spannen sich an oder empfinden ihre Hände als zu unlebendig, gelähmt oder schlaff, um mit ihnen nach etwas greifen zu können. Wer nicht mehr in die Welt hinausgreifen kann und darf, wird irgendwann seine Neugier und Entdeckungsfreude durch Furcht und Zurückhaltung ersetzen. Weiter lesen

Spürende Begegnungen in der Altenhilfe Teil 5: Das Drücken

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Die vierte Primäre Leibbewegung ist das Drücken. Drücken beinhaltet wie jede Leibbewegung eine motorische Ebene und eine Ebene des Erlebens. Motorisch kann man etwas mit unterschiedlicher Intensität drücken, zart, weich, wie eine sanfte Berührung, aber auch fest und kraftvoll. Die Richtung des Drückens kann nach innen gegen sich selbst, gegen den eigenen Körper, gehen oder nach außen. Man kann etwas an sich heran ziehen oder etwas wegdrücken. Das Gegenteil des Wegdrückens ist das Ziehen, das schnelle Wegdrücken kann zum Stoßen werden. Weiter lesen

Spürende Begegnungen in der Altenhilfe Teil 6: Das Lehnen

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Menschen brauchen es, sich anzulehnen. So hingebungsvoll, wie sich Säuglinge und Kleinkinder anlehnen und anschmiegen können, gelingt dies Erwachsenen nur noch selten. Umso größer ist die Sehnsucht danach. Menschen brauchen es auch, dass sich andere an sie anlehnen, dass sie Halt geben können und dürfen. Das Lehnen ist die früheste Form des Körperkontaktes, intim und innig. Weiter lesen