Biografiebrücken

Nicht nur in besonderen Aktivitäten würdigender Biografiearbeit, auch im Pflegealltag ist es notwendig, biografische Zusammenhänge zu erkennen und zu würdigen. Oft werden große Mengen biografischer Fakten gesammelt, die im Alltag nicht präsent sind und nicht präsent sein können.

Deshalb sind in dem folgenden Formular die 6 wichtigsten Biografiebrücken aufgeführt, die zu kennen im Pflegealltag sinnvoll ist. Wenn Sie für eine zu pflegende Person 3 davon kennen, können Sie die Biografiebrücken im Pflegealltag gut nutzen.

Die Biografiebrücken sind:

  1. Ressourcen

Dazu zählen besondere Fähigkeiten, die im Leben erworben wurden, Stärken wie: „kennt viele Lieder“, „kann gut erklären“, „Köchin“ …

  1. Sinnes-Brücken/Leibgedächtnis

Sinneskontakte können Brücken zu Menschen bauen, die sonst unzugänglich sind. Zum Beispiel das gemeinsame Pfeifen eines Liedanfangs, die 20-Sekunden-Kopf-Massage oder die Berührung des Handrückens, das Erschnuppern des Blumenduftes …

Solche Biografiebrücken können in dem folgenden Blatt notiert werden. In die linke Spalte kommt die „Golden Gate“, die wichtigste und wirksamste Brücke, in die mittlere diejenige(n), die dann Kontakt und Zugang ermöglichen, wenn dies mit der Golden Gate nicht gelingt. Rechts ist Platz für besondere Erfahrungen.

  1. Verständnis schwierigen Verhaltens

Vielen aggressiven Ausbrüchen, Störungen oder sonstigem schwierigen Verhalten liegen biografische Erfahrungen zugrunde, die belastend sind und durch Auslöser (Trigger) wieder aktiviert werden können. Zum Beispiel: „Kriegserfahrung: Angst vor lauten Geräuschen“, „Einsamkeit, alleingelassen werden“ …

  1. Stolz

Worauf ist die gepflegte Person stolz? Zum Beispiel: „vier Kinder großgezogen“, „Ausbildung“, „eigene Rezepte erfunden“ …

  1. Angst, Kummer

Im Pflegealltag spielen Angst („vor Schlägen“, „vor Dunkelheit“ …) und Kummer („Tod des Mannes“, „wenig Besuch“ …) eine große Rolle. Sie zu kennen und ernst zu nehmen, ist wichtig, um trösten zu können.

  1. Ungelebtes

Jeder Mensch hat Ungelebtes in sich. Manches davon drängt dazu, gelebt werden zu wollen: „einmal vor anderen zu singen“, „als Tänzer begehrt zu sein“, „mal endlich sagen, was mir nicht passt“ …

Hier eine Vorlage zur Methode: Biografiebrücken

About Udo Baer

Dr. phil. (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, Kreativer Leibtherapeut AKL, Mitbegründer und Wissenschaftlicher Berater der Zukunftswerkstatt therapie kreativ, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für soziale Innovationen (ISI) sowie des Instituts für Gerontopsychiatrie (IGP), Vorsitzender der Stiftung Würde, Mitinhaber des Pädagogischen Instituts Berlin (PIB), Autor

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