Begründen Sie Ihr „Stopp“ nicht mit allgemeinen Floskeln. Ihr „Stopp“ muss als wahrhaftiges „Nein“ seine Adressaten finden. Es reicht oft nicht zu sagen: „Solche Worte sollten Sie hier nicht in den Mund nehmen.“ Oder: „Das tut man nicht.“ Senden Sie stattdessen Botschaften vom Ich zum Du, zum Beispiel:
Startseite
Demenz-Code Teil 5: Die Coping-Vorbilder
Wegen vieler Nachfragen veröffentlichen wir hier einzelne Elemente des „Demenz-Codes“ von Udo Baer, einem Schlüssel zum Verständnis von Menschen mit Demenz.
Manche Menschen mit Demenz kannten in ihrer Jugend oder im Erwachsenenalter Menschen mit Demenz und fanden damals Wege, mit ihnen gut umzugehen. Frau E. erzählte, bevor sie demenzkrank wurde, von ihrer Oma, die „nichts mehr mitbekam und immer nur jammerte, dass alles so schlimm“ sei. „Da bin ich zu ihr hin, hab’ ihr über die Backe gestreichelt und ihr gesagt: ,Ja, du bist en arm Dier (ein armes Tier).’ Das hat immer geholfen, da wurde sie ruhig.“
Der Diagnoseschock. Wie die Demenz-Diagnose Familienbeziehungen durcheinanderwirbelt und was dann helfen kann, Teil 1: Die Demenz-Diagnose und die Zeit davor
Wenn Menschen die Diagnose Demenz oder speziell Alzheimer-Demenz erhalten, dann erschüttert dies. Diese Erschütterung ist umso stärker, je intensiver eine Phase der Angst vorherging. Im Unterschied zu früheren Zeiten wissen mittlerweile fast alle Menschen, dass eine Demenz bzw. Alzheimer-Demenz keine Erkrankung ist, die vorbeigeht, sondern dass diese Erkrankung immer schlimmer wird und im Tod endet. So positiv es ist, dass Wissen um die Demenz verbreitet ist, so sehr fördert es auch, dass sich Menschen vor der Demenz ängstigen. Das kann schon in jüngeren Jahren beginnen, wenn Menschen merken, dass sie etwas vergessen, und erst Recht, wenn sich dies wiederholt. Doch im höheren Alter wird die Angst größer und stärker.
Auch bösartige Menschen werden alt – was tun? Teil 4: Die Klarheit des „Stopp“
Egal aus welcher Quelle sexuelle Übergriffe oder andere Gewalttätigkeiten alter Menschen entspringen, immer sollten Sie, die Pflegenden, die dem ausgesetzt sind, das nicht einfach dulden und erdulden, sondern um ihr Recht auf Unversehrtheit wissen und es einfordern. Wenn Menschen Aggressivität oder Gewalt erfahren, sollten sie sich selbst erlauben und von anderen die Erlaubnis erhalten, ein klares und energisches „Stopp“ oder „Nein“ zu äußern. Dieses „Stopp“ muss eindeutig und authentisch sein. Es darf nicht verwässert werden durch Einschränkungen, Entschuldigungen oder Konjunktive.
Ein wunderbarer Beitrag über die Wirkung von Musik bei Demenz
Ein wunderbarer Beitrag über die Wirkung von Musik bei Demenz:
https://www.arte.tv/de/videos/070804-000-A/die-musik-meines-lebens/
Demenz-Code Teil 4: Das Hier und Jetzt hinter den Erinnerungen
Wegen vieler Nachfragen veröffentlichen wir hier einzelne Elemente des „Demenz-Codes“ von Udo Baer, einem Schlüssel zum Verständnis von Menschen mit Demenz.
Wenn jemand mit Frau R. spricht, kommt unweigerlich der Satz: „Ich habe drei Männer überlebt.“ Und dann erzählt sie über ihren ersten Mann, der im Bergbau unter Tage gearbeitet hat und an einer Staublunge starb, über ihren Sohn, der früh bei einem Unfall gestorben ist, und über ihren zweiten Mann, der den Kampf gegen den Krebs verloren hat. Manche anderen Bewohner/innen und auch manche Mitarbeiter/innen der Alteneinrichtung, in der Frau R. lebt, sind ein wenig genervt, dass immer wieder die alten Erinnerungen erzählt werden.
Auch bösartige Menschen werden alt – was tun? Teil 3: „Weichei!“ – Auch Täter/innen haben Alternativen
Entscheidend für die Haltung gegenüber einem Menschen, der verroht wurde, ist, ob sich um wenigstens teilweise um mitfühlende und andere verstehende Beziehungen bemüht. Wenn er es ablehnt, sich in andere hineinzuversetzen, vor allem deren Leiden anzuerkennen, und die eigenen Gewalterfahrungen als “richtig” darstellt und weitergibt, dann ist er als Mensch ohne Mitgefühl und damit als bösartig zu bezeichnen:
Eine Gruppe „Alt und Jung“ trifft sich einmal wöchentlich donnerstags nachmittags im Pflegeheim. „Alt“ sind die Bewohner/innen des Hauses; „jung“ Schüler einer nahegelegenen Realschule im Alter von ca. 12/13 Jahren. Herr D. ist zum ersten Mal dabei und sieht zu, wie die Jugendlichen auf ihrem Handy spielen. Er versteht nicht, was sie tun, und fragt nach. Ein Junge erklärt ihm geduldig ein „Ballerspiel“.
Projekt: Meine Tiere
In einem Altenheim erzählten einige Bewohner/innen oft von „ihren Tieren“, die sie früher hatten. Daraus erwuchs ein Projekt, in das Angehörige einbezogen wurden. Zwei Mitarbeiter/innen und drei Angehörige machten sich daran, die Bewohner/innen nach „ihren Tieren“ zu befragen.
Demenz-Code Teil 3: Die Gefühle hinter den Worten
Wegen vieler Nachfragen veröffentlichen wir hier einzelne Elemente des „Demenz-Codes“ von Udo Baer, einem Schlüssel zum Verständnis von Menschen mit Demenz.
Frau C. ruft ihre demenzkranke Mutter an. Diese beginnt das Gespräch wie fast immer in der letzten Zeit mit den Worten: „Na das wird ja auch Zeit, dass du mal wieder anrufst!“ Frau C. rechtfertigt sich, dass sie so viel zu tun habe und außerdem erst vor drei Tagen angerufen habe. Doch ihre Mutter hat den Anruf vergessen oder das Zeitgefühl verloren. Den Worten nach beginnt sie das Gespräch offensiv, mit einem Vorwurf. Die Tochter reagiert auf den Vorwurf und somit defensiv – verständlicherweise, weil dies einer langen Beziehungsgeschichte zwischen beiden entspringt.
Für eine Kultur der Gewaltlosigkeit Teil 2: Auch die versteckten Gesichter der Gewalt betrachten
Sie brauchen in einer Pflegeeinrichtung nach unseren Erfahrungen ein Jahr, um ein Programm umzusetzen, das Ihre Einrichtung zu einem „Haus ohne Gewalt“ werden lässt. Dazu gehört als erster Schritt, dass Sie gemeinsam mit den Mitarbeiter/innen Formen und Gesichter der Gewalt identifizieren, von wem auch immer sie ausgeht: