Frau M. ist unruhig. Sie läuft hierhin und dorthin und spricht alle Menschen, denen sie begegnet, mit dem Satz an: „Ich möchte nach Hause.“ Sie nervt die anderen. Die Mitbewohner/innen und die Mitarbeiter/innen sind hilflos. Sie versuchen, Frau M. zu erklären, dass sie sich in einem Altenheim befindet und dass das ihr Zuhause ist. Doch sie wehrt ab und glaubt den Worten nicht.
Was geschieht im Erleben von Frau M.? Genau wissen wir es nicht, doch wir können es aufgrund anderer Erfahrungen vermuten. Das „Zuhause“ ist für viele alte Menschen dort, wo sie Geborgenheit und Sicherheit empfinden. Offenbar empfindet Frau M. dies in ihrer Einrichtung nicht. Zuhause ist für viele auch dort, wo sie sich in ihrer Rolle als Mann oder Vater, als Frau oder Mutter gesehen und gewürdigt fühlen. Offenbar geschieht dies in der Einrichtung nicht oder nicht genug. Klar ist, dass Frau M. und andere Menschen, denen es ähnlich geht, über Argumente („Sie sind doch hier im Altenheim. Das ist jetzt Ihr neues Zuhause!“) nicht zu erreichen sind. Die Suche nach dem Zuhause ist eine emotionale Suche und deswegen müssen Menschen wie Frau M. emotional angesprochen werden. Sprechen Sie Menschen wie Frau M. zum Beispiel so an: „Ich weiß, dass Sie eine gute Mutter sind!“ Oder: „Hier sind Sie sicher. Ich passe auf Sie auf!“
Geborgen und sicher fühlen sich Menschen in geborgenen und sicheren Beziehungen. Also könnte es sinnvoll sein, dass Frau M. nicht mit immer anderen Menschen zu tun hat, sondern mit ein oder zwei Personen, die ihr Stabilität und Sicherheit geben. Die Beziehung zu diesen Bezugspflegenden oder Bezugspersonen könnte dann das neue Zuhause werden.
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